# Hyper-V VM Management: Architektur & Lifecycle
TL;DR / Management Summary Eine VM ist mehr als nur eine VHDX-Datei. In Hyper-V entscheiden wir zuerst zwischen Generation 1 (Legacy BIOS) und Generation 2 (UEFI). Letztere ist der moderne Standard, bietet Secure Boot und schnellere Bootzeiten. Ein Senior Admin nutzt VM-Templates, um standardisierte Server in Sekunden auszurollen, und verwaltet diese ausschließlich über das
Hyper-VPowerShell Modul für maximale Wiederholbarkeit.
# 1. Einführung & Generationen
Die Evolution der Hardware-Emulation.
# Generation 1 (Legacy)
- Emuliert uralte Hardware (z.B. Intel 440BX Chipset, IDE Controller).
- Unterstützt PXE-Boot nur via “Legacy Network Adapter”.
- Max. 2 TB Boot-Disk (MBR).
# Generation 2 (Modern)
- Keine Emulation von Alt-Geräten (VMBus-Native).
- UEFI & Secure Boot Support.
- PXE-Boot via Standard-NIC.
- Pflicht für Windows 11 und moderne Linux-Kernel.
# 2. Erstellung in der Praxis
Der PowerShell-Weg.
Die GUI ist gut für eine VM, PowerShell ist gut für 100 VMs.
# Eine neue Generation 2 VM erstellen
New-VM -Name "SRV-WEB-05" `
-MemoryStartupBytes 4GB `
-Generation 2 `
-NewVHDPath "D:\VMs\SRV-WEB-05\Disk0.vhdx" `
-NewVHDSizeBytes 80GB `
-Path "D:\VMs\SRV-WEB-05"
# CPU Kerne zuweisen
Set-VMProcessor -VMName "SRV-WEB-05" -Count 2
# Netzwerkkarte verbinden
Connect-VMNetworkAdapter -VMName "SRV-WEB-05" -SwitchName "Virtual Switch"
# 3. Deep Dive: Dynamic Memory & Integration Services
Die Intelligenz der VM.
# Dynamic Memory
Hyper-V kann RAM dynamisch zuteilen.
- Startup RAM: Was die VM beim Booten sieht.
- Minimum RAM: Was die VM behalten darf, wenn der Host knapp bei Kasse ist.
- Maximum RAM: Die Obergrenze.
# Integration Services (vmguest.iso)
Dies sind die “Gasterweiterungen”. Sie enthalten Treiber für den VMBus und ermöglichen:
- Sauberes Herunterfahren via Host-Befehl.
- Zeit-Synchronisation zwischen Host und Gast.
- Data Exchange (KVP).
# 4. Day-2 Operations: Checkpoints & Export
Sicher arbeiten.
# Checkpoints (Snapshots)
- Standard Checkpoint: Sichert RAM-Inhalt und Disk. Kann Applikationen zum Absturz bringen (Inkonsistenz).
- Production Checkpoint (Empfohlen): Nutzt VSS (Artikel 453) innerhalb der VM, um einen konsistenten Disk-Stand zu sichern.
# VM Export
Ein Export ist ein “Self-contained” Backup der VM inklusive aller Snapshots.
Export-VM -Name "SRV-WEB-05" -Path "E:\Backups\VMs"
# 5. Troubleshooting & “War Stories”
Wenn die VM nicht bootet.
# Top 3 Fehlerbilder
-
Symptom: VM bootet nicht (“Boot Disk not found”).
- Ursache: Bei Gen 2 VMs ist Secure Boot aktiv, aber die ISO (z.B. altes Linux) ist nicht signiert.
- Lösung: Secure Boot in den VM-Settings deaktivieren oder Microsoft UEFI CA erlauben.
-
Symptom: VM reagiert nicht auf Herunterfahren-Befehl.
- Ursache: Integration Services sind veraltet oder im Gast deaktiviert.
- Lösung:
Get-VM | Select Name, IntegrationServicesVersionprüfen.
-
Symptom: Disk-Space am Host läuft voll durch Checkpoints.
- Lösung: Snapshots sind keine Backups! Löschen (Mergen) Sie Checkpoints nach spätestens 48 Stunden.
# “War Story”: Der “Double-Pointer” Crash
Ein Admin wollte eine VM von einem alten Server auf einen neuen verschieben, indem er einfach die .vhdx Datei kopierte und eine neue VM erstellte.
Das Problem: Er wählte Generation 2 für eine alte Windows 2008 R2 Installation (die nur Gen 1 kann).
Ergebnis: “No OS found”. Er verbrachte Stunden mit der Suche nach Treibern, bis er merkte, dass die VM ein MBR-Layout hatte, das UEFI niemals booten kann.
Lehre: Der Generationstyp ist die wichtigste Entscheidung bei der Anlage. Eine Konvertierung ist nur mit Drittanbieter-Tools (oder DISM-Apply) möglich.
# 6. Monitoring & Alerting
VM-Performance.
Überwachen Sie via PowerShell:
- CPU Pressure: Wie lange muss die VM auf die physische CPU warten?
- Memory Health:
Get-VMMemory -VMName "..."zeigt, ob der Gast gerade am RAM-Limit knabbert.
# 7. Fazit & Empfehlung
Standardisierung ist der Schlüssel zur Skalierung.
- Empfehlung: Nutzen Sie immer Generation 2 für neue Server.
- Wichtig: Erstellen Sie ein “Gold Image” (Sysprepped VHDX), das Sie schreibgeschützt lagern und für neue VMs als Parent-Disk nutzen (Artikel 443).
# Anhang: Cheatsheet
| Aufgabe | Befehl |
|---|---|
| Liste aller VMs | Get-VM |
| Status prüfen | `Get-VM |
| VM starten | Start-VM -Name "SRV01" |
| Snapshot erstellen | Checkpoint-VM -Name "SRV01" |
| RAM ändern | Set-VMMemory -VMName "SRV01" -StartupBytes 8GB |