# Storage Replica: Block-Level DR für Windows Server
TL;DR / Management Summary Während DFS-R (Artikel 501) auf Datei-Ebene arbeitet, operiert Storage Replica (SR) auf Block-Ebene. Es spiegelt ganze Volumes (Partitionen) zwischen Servern oder Clustern. Da es unterhalb des Dateisystems ansetzt, können auch geöffnete Dateien und Datenbanken (SQL) ohne VSS-Overhead repliziert werden. Für Senior Admins ist es das ultimative Tool für den Aufbau von Stretch-Clustern oder standortübergreifendem Disaster Recovery.
# 1. Einführung & Architektur
Synchron vs. Asynchron.
Storage Replica nutzt das SMB 3.1.1 Protokoll für den Transport.
# Die zwei Modi
- Synchrone Replikation (RPO = 0): Daten werden erst auf dem lokalen System bestätigt, wenn sie auch auf dem Ziel-Server auf die Disk geschrieben wurden.
- Nachteil: Hoher Impact auf Latenz. Erfordert < 5ms RTT (meist innerhalb eines RZ).
- Asynchrone Replikation: Daten werden lokal sofort bestätigt und im Hintergrund übertragen.
- Vorteil: Für WAN-Strecken über weite Distanzen geeignet.
# Architektur-Übersicht (Mermaid)
graph LR
subgraph "Site A (Source)"
APP[Application] -->|Write| VOL_A[Data Volume]
LOG_A[Log Volume]
end
subgraph "Site B (Destination)"
VOL_B[Data Volume - RO]
LOG_B[Log Volume]
end
VOL_A <-->|SMB 3.1.1| VOL_B
LOG_A <-->|Sync| LOG_B
# 2. Einrichtung in der Praxis
Das Fundament für DR.
# Voraussetzungen
- Lizenz: Windows Server Datacenter Edition. (Standard ist auf 1 Partnerschaft bis 2 TB limitiert).
- Volumes: Sie benötigen ein Daten-Volume und ein separates, schnelles Log-Volume (SSD/NVMe empfohlen) auf beiden Seiten.
# Setup via PowerShell
# 1. Feature installieren
Install-WindowsFeature -Name Storage-Replica -IncludeManagementTools
# 2. Topologie testen (Kritisch für Support)
Test-SRTopology -SourceComputerName "SRV-A" -SourceVolumeName "D:" -SourceLogVolumeName "L:" `
-DestinationComputerName "SRV-B" -DestinationVolumeName "D:" -DestinationLogVolumeName "L:" `
-DurationInMinutes 5 -ResultPath "C:\Temp"
# 3. Partnerschaft erstellen
New-SRPartnership -SourceComputerName "SRV-A" -SourceRGName "Group01" `
-SourceVolumeName "D:" -SourceLogVolumeName "L:" `
-DestinationComputerName "SRV-B" -DestinationRGName "Group02" `
-DestinationVolumeName "D:" -DestinationLogVolumeName "L:"
# 3. Deep Dive: Das Log-Volume
Der Motor der Replikation.
Storage Replica schreibt alle Änderungen zuerst sequentiell in das Log-Volume.
- Warum?: Das ermöglicht die schnelle Serialisierung über das Netzwerk.
- Größe: Das Log sollte groß genug sein, um die Schreiblast einer Stunde (bei asynchron) oder die Zeit eines kurzen Netzwerkausfalls abzufangen.
# 4. Day-2 Operations: Failover-Test
Umschalten im Ernstfall.
Im Normalbetrieb ist das Ziel-Volume (Destination) für den User unsichtbar und nicht gemountet.
# Geplanter Failover (Switch)
Set-SRPartnership -NewSourceComputerName "SRV-B" -SourceRGName "Group02" -DestinationComputerName "SRV-A" -DestinationRGName "Group01"
Nach dem Befehl wird das Volume auf SRV-B beschreibbar und auf SRV-A schreibgeschützt.
# 5. Troubleshooting & “War Stories”
Wenn die Sektoren hängen.
# Top 3 Fehlerbilder
-
Symptom: Massive Schreib-Latenz auf dem Source-Server.
- Ursache: Synchrone Replikation über eine zu langsame Leitung.
- Lösung: Auf asynchron umstellen oder Bandbreite erhöhen.
-
Symptom: SR-Status bleibt ewig auf “Initial Block Copy”.
- Ursache: Bandbreite reicht nicht aus, um den “Current Change Rate” plus die Altdaten zu übertragen.
- Lösung: Seed-Disk nutzen (Daten physisch zum Ziel bringen) oder
Set-SRNetworkConstraintzur Bandbreitenbegrenzung nutzen.
-
Symptom: Fehler “Log volume is too small”.
- Lösung: Log-Volume vergrößern (erfordert meist Löschen und Neuanlegen der Partnerschaft).
# “War Story”: Der “Zero-Loss” SQL Cluster
Wir bauten einen SQL-Cluster zwischen zwei Brandabschnitten. Dank Storage Replica im synchronen Modus konnten wir auf teure Fibre-Channel-Switches verzichten und nutzten die vorhandene 25 GbE Kupfer-Infrastruktur. Das Ergebnis: Bei einem Test-Power-Off des ersten Raums schwenkten die Rollen in 30 Sekunden um – ohne ein einziges Byte Datenverlust in der Datenbank. Lehre: Storage Replica ist der “SAN-Killer” für mittelständische HA-Szenarien.
# 6. Monitoring & Alerting
Die Replikations-Queue.
# Wichtige PerfMon Counter
- Storage Replica \ Log Copy Latency: Latenz der Replikation.
- Storage Replica \ Recovery Point Objective: Aktueller Datenverzug (bei asynchron).
# 7. Fazit & Empfehlung
Storage Replica ist die “große Schwester” von DFS-R.
- Empfehlung: Nutzen Sie SR für Datenbanken, Hyper-V VHDXs und Dateiserver mit Millionen kleiner Dateien, wo DFS-R an seine Grenzen stößt.
- Hardware: Sparen Sie niemals am Log-Volume. Nehmen Sie hierfür die schnellste NVMe, die Ihr Budget hergibt.
# Anhang: Cheatsheet
| Aufgabe | Befehl |
|---|---|
| Status anzeigen | Get-SRGroup |
| Partnerschaft löschen | Remove-SRPartnership |
| Sync pausieren | Suspend-SRGroup |
| Performance Report | Test-SRTopology |