SLES, Leap & Tumbleweed: Vergleich (Artikel 121)
Analyse der SUSE-Familie. Erfahren Sie alles über die Versionierung von SUSE Linux Enterprise Server (SLES), den stabilen Community-Ableger Leap und das Rolling-Release Tumbleweed.
# Die SUSE Familie: Das Chamäleon im Enterprise-Einsatz
TL;DR / Management Summary SUSE ist die europäische Antwort auf Red Hat. Die Produktpalette ist klar getrennt: SLES (SUSE Linux Enterprise Server) bietet Stabilität und zertifizierten Support. openSUSE Leap ist der 1:1 Community-Ableger (identische Binärbasis zu SLES), ideal für Non-Critical Server. openSUSE Tumbleweed ist das technologische Testfeld als Rolling Release. Empfehlung: SLES für SAP und Kern-Infrastruktur; Leap für Web-Frontends und interne Tools.
# 1. Einführung & Architektur
Die Basis-Philosophie.
SUSE nutzt wie Red Hat das RPM-Paketformat, unterscheidet sich aber massiv in der Konfigurations-Logik (YaST) und dem Paketmanagement (Zypper).
# Das Ökosystem (Mermaid)
graph TD
A[openSUSE Tumbleweed: Rolling Release] -->|Snapshot / Stabilisierung| B[openSUSE Leap: Stable Community]
B <-->|Binary 1:1 Match| C[SLES: Certified Enterprise]
C --> D[SLES for SAP Applications]
C --> E[SUSE Manager]
subgraph "Production Ready"
B
C
end
# 2. Die Versionen im Detail
Wann setze ich was ein?
# SLES (SUSE Linux Enterprise Server)
- Vorteil: Zertifiziert für SAP (Marktführer!), Oracle und komplexe Storage-Hardware.
- Support: Bis zu 13 Jahre Lifecycle (Long Term Service Pack Support).
- Einsatz: Mission-Critical Workloads im europäischen Enterprise-Markt.
# openSUSE Leap
- Vorteil: Nutzt die gleichen Binärpakete wie SLES. Ein Wechsel von Leap zu SLES ist ohne Neuinstallation möglich.
- Einsatz: Die erste Wahl für Admins, die SLES-Stabilität ohne Lizenzkosten für weniger kritische Systeme suchen.
# openSUSE Tumbleweed
- Vorteil: Immer aktuell (Kernel, Compiler, Tools).
- Risiko: Als Rolling Release für Server-Produktion zu instabil.
- Einsatz: Workstations für Software-Entwickler.
# 3. Besonderheit: Das Service-Pack Modell
Kein Major-Upgrade nötig.
Im Gegensatz zu RHEL oder Ubuntu gibt es bei SLES seltener neue Major-Versionen (z.B. SLES 15). Stattdessen kommen jährliche Service Packs (SP).
- Beispiel: SLES 15 SP1 -> SP2 -> SP3. Der Übergang ist nahtlos und wird wie ein normales Update behandelt.
# 4. Day-2 Operations: Der Wechsel (Leap to SLES)
Flexibilität bei steigenden Anforderungen.
Wenn ein Projekt auf Leap startet und später Enterprise-Support braucht:
# SUSE Connect Tool nutzen
sudo dnf install suse-connect-migration
# Das System erkennt die SLES-Basis und konvertiert die Repositories
# 5. Troubleshooting & “War Stories”
Praxisfallen.
# Story 1: “Der Version-Confusion”
Symptom: Ein Admin sucht Pakete für SLES 15 SP5, nutzt aber Repositories von openSUSE Tumbleweed. Ursache: Tumbleweed ist Rolling Release, SLES ist Fixed. Die Libraries passen nicht zusammen. Lösung: Nutzen Sie immer das offizielle SCC (SUSE Customer Center) oder den SUSE Manager, um Repository-Mischmasch zu verhindern.
# Story 2: “Das SAP-Zertifizierungs-Problem”
Symptom: Ein SAP-System auf einem Standard-SLES zeigt mysteriöse I/O-Hänger. Ursache: SLES for SAP Applications enthält spezielle Kernel-Tunings und Page-Cache-Optimierungen, die im Standard-SLES fehlen. Lösung: Für SAP immer die dedizierte “SLES for SAP” ISO nutzen. Der Mehrpreis lohnt sich durch die massiven Optimierungen.
# 6. Fazit & Empfehlung
- Zukunftssicherheit: SLES ist durch seine europäische Herkunft und SAP-Dominanz eine feste Größe.
- Struktur: Nutzen Sie Leap für alle Development- und Staging-Umgebungen, um 100% Kompatibilität zur SLES-Produktion zu haben.
- Wahl: Wer YaST liebt, wird mit SUSE glücklicher als mit jeder anderen Distribution.
# Anhang: Cheatsheet
| Aufgabe | Befehl |
|---|---|
| Version prüfen | cat /etc/os-release |
| Registrierungs-Status | SUSEConnect -s |
| Service Packs suchen | zypper list-patches |
| System-Update | zypper dup (für Tumbleweed) / zypper up (SLES/Leap) |
| YaST öffnen | sudo yast2 |
| Hardware Info | hwinfo --short |
| Repositories listen | zypper lr -u |