RHEL, CentOS, Rocky & Fedora: Vergleich (Artikel 061)
Analyse der Red Hat Familie. Erfahren Sie die Unterschiede zwischen dem innovativen Fedora, dem stabilen RHEL, CentOS Stream und den binärkompatiblen Alternativen Rocky und AlmaLinux.
# Die Red Hat Familie: Strategische Wahl für das Rechenzentrum
TL;DR / Management Summary Wer Enterprise-Linux sagt, meint meistens Red Hat. Doch die Landschaft hat sich massiv gewandelt. Fedora ist das Testfeld für neue Features. RHEL (Red Hat Enterprise Linux) ist das zertifizierte Produkt für die Produktion. CentOS Stream agiert nun als Vorschau auf das nächste RHEL-Update. Für alle, die binäre Kompatibilität ohne Lizenzgebühren suchen, sind Rocky Linux oder AlmaLinux die neuen gesetzten Standards.
# 1. Einführung & Architektur
Der Upstream-Downstream-Fluss.
Red Hat nutzt ein klares Modell für die Software-Entwicklung. Nichts landet in RHEL, was nicht vorher in Fedora und CentOS Stream getestet wurde.
# Das Ökosystem (Mermaid)
graph TD
A[Fedora: Innovation / Bleeding Edge] -->|Stabilisierung| B[CentOS Stream: Upstream for RHEL]
B -->|Certified / Support| C[RHEL: Production Standard]
C -->|Rebuild / Bug-for-Bug| D[Rocky Linux]
C -->|Rebuild / 1:1 Compat| E[AlmaLinux]
subgraph "The Paid World"
C
end
subgraph "The Free World"
A
B
D
E
end
# 2. Die Distributionen im Detail
Wann setze ich was ein?
# Fedora: Der Spielplatz
- Zyklus: Alle 6 Monate ein neues Release.
- Einsatz: Workstations für Entwickler, Testen von brandneuen Kernels oder GNOME-Versionen.
- Risiko: Zu instabil für kritische Server.
# RHEL (Red Hat Enterprise Linux)
- Vorteil: 10+ Jahre Support, Zertifizierung für SAP, Oracle und Hardware-Hersteller.
- Kosten: Subscription-Modell.
- Einsatz: Mission-Critical Workloads, bei denen Haftung und Support wichtig sind.
# Rocky Linux / AlmaLinux
- Entstehung: Als Reaktion auf das Ende des klassischen CentOS (Non-Stream).
- Vorteil: 100% binärkompatibel zu RHEL. Was auf RHEL läuft, läuft auch hier. Kostenlos.
- Einsatz: Der neue Standard für Webserver, Cluster und General Purpose in der Firma.
# 3. Der Sonderfall: CentOS Stream
Kein Ersatz für das alte CentOS.
CentOS Stream ist nun Upstream. Das heißt, Pakete landen hier, bevor sie in das nächste Minor-Release von RHEL (z.B. 9.4) kommen.
- Einsatz: CI/CD Pipelines, um Kompatibilität für die nächste RHEL-Version zu testen.
- Warnung: Für extrem konservative Produktionsumgebungen ist es oft “zu aktuell”.
# 4. Day-2 Operations: Der Wechsel (Migration)
Von CentOS zu Rocky/Alma.
Dank Binärkompatibilität ist der Wechsel oft mit einem einfachen Skript erledigt.
# Beispiel: Migration von CentOS 8 zu Rocky Linux
curl -O https://raw.githubusercontent.com/rocky-linux/rocky-tools/main/migrate2rocky/migrate2rocky.sh
chmod +x migrate2rocky.sh
sudo ./migrate2rocky.sh -r
# 5. Troubleshooting & “War Stories”
Praxisfallen.
# Story 1: “Der Zertifizierungs-Albtraum”
Symptom: Eine teure Backup-Software oder ein Storage-Treiber lässt sich auf Rocky Linux nicht installieren, da der Installer hart auf den String “Red Hat Enterprise Linux” in /etc/redhat-release prüft.
Ursache: Rocky ist zwar technisch identisch, hat aber einen anderen Namen.
Lösung: Oft hilft ein manuelles Anpassen der Datei oder das Setzen von Umgebungsvariablen. Für 100% Sicherheit bei Support-Anfragen bleibt nur der Griff zum originalen RHEL.
# Story 2: “CentOS Stream Überraschung”
Symptom: Nach einem automatischen dnf update auf CentOS Stream startet die Applikation nicht mehr, weil eine Library-Version gesprungen ist.
Ursache: CentOS Stream wartet nicht auf das nächste RHEL-Release, sondern rollt Updates kontinuierlich aus.
Lösung: Nutzen Sie für Produktion lieber Rocky oder Alma, wenn Sie planbare Release-Points (Minor Versions) brauchen.
# 6. Fazit & Empfehlung
- Unternehmen: Nutzen Sie RHEL für Datenbanken und ERP-Systeme.
- Infrastruktur: Nutzen Sie Rocky oder AlmaLinux für die Masse der Server.
- Entwicklung: Nutzen Sie Fedora oder CentOS Stream.
# Anhang: Cheatsheet
| Befehl | Zweck |
|---|---|
cat /etc/redhat-release |
Version und Distribution anzeigen. |
subscription-manager status |
(Nur RHEL) Registrierungs-Status prüfen. |
dnf repolist |
Aktive Quellen anzeigen. |
grubby --default-kernel |
Aktuell genutzten Kernel anzeigen. |
| `rpm -qa | wc -l` |