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Minimal Networking: iproute2 Masterclass (Artikel 225)

Beherrschung der Netzwerkkonfiguration auf unterster Ebene. Erfahren Sie den Umgang mit iproute2, manuelles Routing und DNS-Setup ohne High-Level Abstraktionen.

# Minimal Networking: Zurück zum Kernel-Standard mit iproute2

TL;DR / Management Summary Vergessen Sie NetworkManager, Netplan oder Wicked. In Krisensituationen (Rescue-Mode) oder auf extrem minimalistischen Systemen ist iproute2 das einzige Werkzeug, das Sie haben. Wer die ip Befehlspalette beherrscht, kann jedes Linux-System manuell ans Netz bringen, Routen biegen und Netzwerk-Fehler auf Layer 3 in Sekunden identifizieren. Dies ist das absolute Basiswissen für jeden Senior Admin.


# 1. Einführung & Architektur

Weg von legacy net-tools.

Das Paket iproute2 hat die alten Befehle (ifconfig, route, arp) komplett ersetzt. Es kommuniziert direkt über Netlink-Sockets mit dem Kernel, was es deutlich schneller und mächtiger macht.

# Die Werkzeug-Übersicht (Mermaid)

graph TD
    A[Admin CLI] --> B[ip command]
    A --> C[ss command]
    B --> D[Sub-Module: addr - IP Layers]
    B --> E[Sub-Module: link - Layer 2]
    B --> F[Sub-Module: route - L3 Routing]
    B --> G[Sub-Module: neighbor - ARP/NDP]
    C --> H[Socket Statistics - Ports]
    D/E/F/G --> I[Linux Kernel Stack]

# 2. IP Adressierung: Die Basis

Den Link aktivieren.

# Schritt 1: Interface finden

ip link show

# Schritt 2: IP-Adresse zuweisen

# Adresse hinzufügen
sudo ip addr add 192.168.1.50/24 dev eth0

# Link aktivieren
sudo ip link set eth0 up

# 3. Routing und DNS

Den Weg nach draußen finden.

Ohne Default Gateway ist der Server isoliert.

# Standard-Gateway setzen

sudo ip route add default via 192.168.1.1

# Manuelle DNS Konfiguration

In minimalistischen Umgebungen schreiben wir direkt:

echo "nameserver 1.1.1.1" > /etc/resolv.conf

# 4. Day-2 Operations: Diagnose & Sockets

Wer hört wo zu?

# Socket-Analyse mit ss

Das Tool ss (Socket Statistics) ist der Nachfolger von netstat.

# Zeige alle lauschenden TCP-Ports mit Prozess-Namen
sudo ss -tulpn

# Nachbarschafts-Check (ARP)

# Wer ist noch im Netz?
ip neighbor show

# 5. Troubleshooting & “War Stories”

Wenn die Verbindung hakt.

# Story 1: “Die Geister-IP”

Symptom: Ein Server ist über zwei verschiedene IPs erreichbar, obwohl in der Konfig nur eine steht. Ursache: Ein Admin hat ip addr add genutzt, aber vergessen, dass manuelle IPs nach einem Service-Reload nicht automatisch gelöscht werden (Additivität). Lösung: Nutzen Sie ip addr flush dev eth0, um alle Adressen zu löschen und fangen Sie von vorne an.

# Story 2: “Das asymmetrische Routing”

Symptom: Der Server kann das Internet pingen, aber Anfragen von außen (z.B. HTTP) kommen nicht durch. Ursache: Mehrere Interfaces haben Default-Routen mit gleicher Metrik. Pakete gehen über das falsche Interface raus. Lösung: Prüfen Sie die Routing-Tabelle: ip route show. Nutzen Sie Metriken, um Prioritäten zu setzen: ip route add default via 192.168.1.1 dev eth0 metric 100.


# 6. Fazit & Empfehlung

  • Lernen: Gewöhnen Sie sich die alten Befehle (ifconfig) ab. Sie sind seit Jahren “deprecated” und lügen manchmal bei modernen Features wie Policy-Based Routing.
  • Wartung: Nutzen Sie ip -brief für eine schnelle, lesbare Übersicht.
  • Wahl: In Containern ist iproute2 oft das einzige installierte Netzwerk-Tool.

# Anhang: Cheatsheet (Alt vs. Neu)

Aufgabe Alt (Legacy) Neu (iproute2)
Interfaces listen ifconfig -a ip link show
IP Adressen ifconfig ip addr
Routing Tabelle route -n ip route
ARP Tabelle arp -n ip neigh
Interface Up/Down ifconfig eth0 up ip link set eth0 up
Multicast netstat -g ip maddr
Ports / Sockets netstat -tnlp ss -tulpn
Statistiken netstat -i ip -s link
Monitor Mode N/A ip monitor