# Devuan: Debian-Stabilität ohne den systemd-Zwang

TL;DR / Management Summary Devuan entstand als Reaktion auf die Einführung von systemd als Standard-Init-System in Debian. Es ist ein 1:1 Fork von Debian, der jedoch konsequent auf systemd verzichtet und stattdessen klassische Alternativen wie SysVinit, OpenRC oder runit anbietet. Für Admins, die Debian-Paketqualität schätzen, aber systemd als zu komplex oder monolithisch ablehnen, ist Devuan die Rettung.

# 1. Einführung & Architektur

Init Freedom.

Devuan teilt sich den Großteil der Paketquellen mit Debian, pflegt aber eigene Repositories für Pakete, die im Original eine harte Abhängigkeit zu systemd-libs haben (z.B. libsystemd0 Ersatz).

# Der Architektur-Vergleich (Mermaid)

graph TD
    subgraph "Standard Debian"
        A[Kernel] --> B[systemd PID 1]
        B --> C[journald]
        B --> D[logind]
        B --> E[networkd]
    end
    subgraph "Devuan Linux"
        F[Kernel] --> G{Init Choice}
        G -->|Classic| H[SysVinit]
        G -->|Modern| I[OpenRC]
        G -->|Fast| J[runit]
        H/I/J --> K[eudev: Device Manager]
        H/I/J --> L[elogind: Session Manager]
    end

# 2. Die Qual der Wahl: Init-Systeme

Zurück zur Einfachheit.

Bei der Installation von Devuan können Sie entscheiden, wie Ihr System startet:

1. SysVinit: Der unangefochtene Standard der letzten 30 Jahre. Basiert auf Shell-Skripten unter /etc/init.d/.
2. OpenRC: (Artikel 195) Ein modernerer Ansatz mit Abhängigkeitsprüfung, aber ohne Dämons.
3. runit: (Artikel 199) Ein Ordner-basierter Init-Dienst, der auf Schnelligkeit und Zuverlässigkeit getrimmt ist.

# 3. Paketverwaltung (APT)

Kompatibilität zu Debian.

Devuan nutzt wie Debian apt. Die Repositories sind so konfiguriert, dass sie erst bei Devuan schauen und nur für systemd-unabhängige Pakete auf Debian-Server zugreifen.

# Datei: /etc/apt/sources.list

deb http://deb.devuan.org/merged chimaera main
deb http://deb.devuan.org/merged chimaera-security main

# 4. Day-2 Operations: Management & Desktop

Herausforderungen ohne systemd.

Einige moderne Desktop-Umgebungen (z.B. GNOME) haben harte Abhängigkeiten zu systemd. Devuan löst dies durch:

• vdev / eudev: Ein Fork von systemd-udevd für das Device-Management.
• elogind: Ein isolierter Teil des systemd-logind, um User-Sitzungen ohne das gesamte systemd-Paket zu verwalten.

# 5. Troubleshooting & “War Stories”

Wenn die Abhängigkeit doch zuschlägt.

# Story 1: “Das verweigerte Paket”

Symptom: Der Admin will ein neues Tool installieren, aber apt meldet unlösbare Abhängigkeiten und will systemd-sysv installieren. Ursache: Das Paket wurde im Upstream-Debian so gebaut, dass es zwingend systemd-Features braucht. Lösung: Suchen Sie nach der Devuan-Version des Pakets. Falls nicht vorhanden, nutzen Sie die APT-Pinning Regeln von Devuan, um die Installation von systemd-Paketen permanent zu blockieren.

# Story 2: “Das langsame Booten mit SysVinit”

Symptom: Der Server braucht deutlich länger zum Booten als die Debian-VM daneben. Ursache: SysVinit startet Dienste nacheinander (sequenziell). Lösung: Wechseln Sie zu OpenRC oder runit. Diese können Dienste parallel starten und bieten unter Devuan fast die gleiche Boot-Performance wie systemd.

# 6. Fazit & Empfehlung

• Philosophie: Nutzen Sie Devuan, wenn Sie das Unix-Prinzip “Do one thing and do it well” verfolgen und monolithische Software-Blöcke meiden.
• Server: Exzellent für Server geeignet, da die Angriffsfläche durch den Verzicht auf unnötige Dämons sinkt.
• Desktop: Nutzen Sie XFCE oder MATE – diese funktionieren unter Devuan reibungslos.

# Anhang: Cheatsheet