# Continuous Data Protection (CDP): Datenverlust eliminieren

TL;DR / Management Summary Ein tägliches Backup bedeutet im schlimmsten Fall 24 Stunden Datenverlust. Continuous Data Protection (CDP) ändert dies radikal: Jeder Schreibvorgang auf die Festplatte wird in Echtzeit (oder fast-echtzeit) an den Backup-Speicher gestreamt. Ein Senior Admin nutzt CDP für geschäftskritische Datenbanken und Transaktionssysteme, um ein RPO von nahezu Null zu erreichen. Ziel ist es, den Zustand der Daten sekundengenau zurückrollen zu können (ähnlich wie eine “Undo”-Funktion für das gesamte SAN).

# 1. Einführung & Technologie

Vom Snapshot zum Stream.

Klassisches Backup nutzt Snapshots (Punkt-Sicherung). CDP nutzt Journaling oder I/O-Splitting.

1. I/O Filter: Ein Treiber auf dem Host fängt jedes Schreibpaket ab.
2. Splitting: Eine Kopie des Pakets geht an die Produktions-Disk, die andere an den CDP-Server.
3. Journaling: Der CDP-Server speichert diese Blöcke zusammen mit einem hochpräzisen Zeitstempel.

# 2. CDP Typen: True vs. Near-CDP

Die Frequenz der Sicherung.

1. True CDP: Jede einzelne Änderung wird sofort übertragen. Ermöglicht Wiederherstellung auf jede Millisekunde.
2. Near-CDP: Sichert in sehr kurzen Intervallen (z.B. alle 15 Sekunden bis 5 Minuten).
   • Vorteil: Deutlich geringere Netzwerk-Last.
   • Technik: Nutzt oft Hardware-Snapshots (z.B. ZFS Snapshots im Sekundentakt).

# 3. Deep Dive: Granulare Wiederherstellung

Die Zeitmaschine nutzen.

Bei CDP wählen Sie beim Restore kein Datum, sondern einen Zeitpunkt auf einer Timeline.

• Szenario: Ransomware verschlüsselt die Daten um 14:05:12 Uhr.
• Restore: Sie schieben den Regler auf 14:05:11 Uhr.
• Ergebnis: Die VM ist sofort wieder sauber, mit einem Datenverlust von nur einer Sekunde.

# 4. Day-2 Operations: Bandbreite & Performance

Der Preis des Streams.

CDP erfordert ein extrem leistungsfähiges Netzwerk.

• Write Latency: Da jeder Schreibvorgang gespiegelt wird, kann CDP die Applikation bremsen, wenn das Backup-Netz langsam ist.
• Empfehlung: Nutzen Sie dedizierte 10/25 GbE Leitungen für den CDP-Traffic und priorisieren Sie diesen via QoS (Artikel 552).

# 5. Troubleshooting & “War Stories”

Wenn der Stream abreißt.

# Top 3 Fehlerbilder

1. Symptom: Massive CPU-Last auf dem Produktions-Server.

   • Ursache: Der CDP-Agent (I/O Filter) verbraucht zu viele Ressourcen für das Hashing der Pakete.
   • Lösung: Auf Near-CDP (Snapshot-basiert) umstellen.

2. Symptom: Das CDP-Journal läuft voll.

   • Ursache: Die Change-Rate der Daten ist höher als die Disk-Performance des CDP-Servers.
   • Fix: Nutzen Sie NVMe-SSDs für das CDP-Journal.

3. Symptom: “Out of Sync” Warnungen.

   • Ursache: Instabile Netzwerkverbindung führt zu Paketverlusten im CDP-Stream.

# “War Story”: Der verhinderte “Delete” GAU

Ein Administrator löschte versehentlich die Tabelle active_orders in einer hochfrequentierten SQL-Datenbank. Ohne CDP: Restore vom gestrigen Backup -> 12 Stunden Aufträge verloren. Mit CDP: Wir nutzten das Zerto CDP Journal. Innerhalb von 5 Minuten hatten wir eine Kopie der Datenbank vom Stand “vor 30 Sekunden” in Proxmox hochgefahren und konnten die fehlenden Zeilen zurück in die Produktion kopieren. Lehre: CDP rettet nicht nur Hardware-Ausfälle, sondern heilt menschliche Fehler fast ohne Zeitverlust.

# 6. Monitoring & Reporting

Echtzeit-Dashboard.

# RPO Überwachung

In einer CDP-Umgebung ist das RPO dynamisch.

• KPI: Current Journal Depth (in Sekunden/Minuten).
• Alert: Wenn das RPO auf über 1 Minute steigt -> Alarm!

# 7. Fazit & Empfehlung

CDP ist die Formel 1 des Backups.

• Empfehlung: Nutzen Sie CDP (oder Near-CDP) für Ihre Top-3 Datenbanken.
• Wahl: Für Standard-Workstations (Windows Client) reicht ein tägliches inkrementelles Backup (Artikel 628) völlig aus.
• Software: Prüfen Sie Lösungen wie Zerto, Veeam CDP oder Proxmox ZFS Replication (für Near-CDP).

# Anhang: Vergleich Tabelle

# Referenzen

• SNIA: Continuous Data Protection (CDP) Definition
• Veeam: Continuous Data Protection Guide
• Zerto: Virtual Replication and CDP